Black Storys – Antworten ohne Worte
Bald sind wir am Ziel. Die letzten 52km liegen vor uns. Ich kann es kaum glauben, dass wir es zumindest schon mal bis Châtelus-le-Marcheix ausgehalten haben. Wir haben geplant die verbleibenden Kilometer in drei Strecken zu gehen. Die erste bis La Besse (nur ca. 10km), die zweite 20km und die letze in 15km und dann ab Feytiat mit den Öffentlichen nach Limoges reinfahren. Ja, das ist nicht offiziell gepilgert, aber erstens machen wir das nicht für den Pilgerbrief am Ende, sondern für uns und zweitens ist und der offizielle Weg direkt an einer Hauptstrasse entlang (viel befahren ohne Seitenstreifen und ohne die Möglichkeit hinter der Leitplanke zu laufen) zu gefährlich.
Die ersten Meter in Châtelus sind wir gleich in die falsche Richtung gelaufen, da es hier zwei Pilgerwege gibt (einmal den Jakobsweg und einmal einen altfranzösischen von einer mir unbekannten Heiligen). Zum Glück haben wir zwei Pilgerinnen getroffen die den Weg der Heiligen gingen, also wussten wir, dass wir falsch waren.
Die Strecke war wieder mal sehr schön, vor allem, weil wir mal wieder auf einem Wanderweg laufen konnten. Das Wetter, heute mal ein wahrer Bilderbuchtraum, wir sind das erste Mal alle in unseren kurzen Hosen unterwegs.
Die 15km waren eher einfach geschafft (klar, inzwischen haben wir ja auch schon ein bisschen Übung und sind auch schon längere Strecken gelaufen), aber ich merke dass ich bei der Wanderung so viel und so oft Hunger habe wie vermutlich noch nie in meinem Leben. Irgendwie bekommt das beim Wandern alles eine andere Wichtigkeit. Zu Hause mache ich mir über Essen eigentlich nie Gedanken, schliesslich habe ich ja auch immer was im Kühlschrank und im schlimmsten Fall geht man halt mal zum Supermarkt um die Ecke, bei der Wanderung ist das allerdings nicht so einfach. Oft sind die Dörfer so klein, dass ich sie kaum als Dorf identifiziert hätte (zwei Häuser und ein Ortsschild), der nächste Supermarkt ist meist 2km entfernt und wer läuft schon freiwillig einen Umweg von 2 bzw 4km ?
In einem dieser Minidörfer wollte ich nach dem Weg fragen, doch leider traf ich da bei dem alten Herren der spazieren war auf den falschen. Nachdem er erst mal so tat als ob er mich nicht hören würde drehte er sich nach fast 15min um und meinte: „Mit Frauen spreche ich nicht, schick deinen Mann!“ Doof nur, dass bei drei Frauen die wandern nun mal keine schnell zum Mann werden kann. Zum Glück gabs in dem Dörfchen dann doch noch eine nette (na ja, zumindest hilfsbereitere) Frau die uns dann den Weg beschreiben konnte.
Endlich kamen wir an unserem Tagesziel an. Eine kleine wirklich sehr schnuckelige Farm auf der eine Familie lebt, die alles selber herstellt. Sie haben Hühner für Eier (und ja auch zum Schlachten), Ziegen und Schweine (die auch ein Teil unseres Abendessens waren).
Lisbeth und Caro nutzen die frühe Ankunft um Ihre Rucksäcke zu verbessern, da sich Teile des Tragesystems durch den Stoff durchgearbeitet haben und jetzt am Rücken drücken. Ich bin froh, dass ich mir doch einen neuen Rucksack gekauft habe, wenn der jetzt auch noch drücken würde hätte ich schon abgebrochen.