Unsere erste Etappe. Am Morgen war (zumindest bei mir) die Aufregung groß:
Werde ich die Etappe überhaupt schaffen ? – Sie sollte zwar nicht zu weit sein (19km), aber schliesslich war ich bisher nie so lange einfach mal gewandert und das mit stolzen 12kg auf dem Rücken (nur zur Info: man sollte ca. 1/8 des eigenen Gewichtes maximal mitschleppen, das wären bei mir ca. 8,5kg – ich hatte meinen Rucksack also deutlich überladen).
Werden die anderen mich heillos abhängen ? –Bei der Probewanderung hing ich zumindest immer hinter den anderen beiden.
Werden wir die Wegmarkierungen finden ? –Nicht dass wir uns gleich am ersten Tag verlaufen.
Und dann die Wanderung: Der Beginn total witzig, da wir gleich in der Hotellobby eine deutsche Pilgergruppe getroffen haben. Die ersten Meter mussten wir also nicht „alleine“ gehen, sondern hatten moralische Unterstützung. Die Männer hatten einen Reiseführer der etwas veraltet war und ohne uns wären sie gleich am Anfang der Route auf die unschönere Alternative des Weges abgebogen. Die vier Männer machen jedes Jahr zusammen Urlaub und gehen immer ein Stück vom Jakobsweg, bis sie irgendwann ankommen – Respekt !
Links Caro und Lisbeth rechts die vier deutschen Pilger
Gegen Ende unserer Route (als wir die Herren schon lange vor uns gelassen hatten – ja sie waren schneller als wir) haben wir tatsächlich einen der Jakobspfeile übersehen und sind falsch abgebogen – zum Glück kamen wir dann auf die Route für Radpilger, ging zwar die ganze Reststrecke an der Straße entlang, aber wenigstens kamen wir an. So wurden aus unseren 19km dann doch noch 22km. Caro und ich
In La Châtre haben wir uns erst mal eine Herberge gesucht (die hatten wir nämlich nicht wie im Buch angegeben vorher telefonisch bestellt). In der Herberge schlief ein Franzose, der meinte, dass sein Freund alle Betten für ne Party gemietet habe – Sehr seltsam (wusste gar nicht, dass man Pilgerherbergen für Partys mieten kann). Zum Glück kam die Besitzerin und meinte, dass heute Abend die Betten frei sind, weil die nur für die letzte Nacht gemietet worden sein. Glück gehabt, ich hatte schon Angst, dass wir keinen Platz zum Schlafen haben. (Der Ort ist nämlich so klein, dass wir kein Hotel o.ä. entdeckt haben) In der Herberge haben wir auch gleich unseren ersten Pilgerstempel bekommen. Ich finde die Stempel total cool. So sieht man wo man war und hat jeden Abend (im Idealfall) eine kleine Belohnung für die zurückgelegte Strecke (ja ja, das Hört sich komisch an).
Der offiziell erste Stempel in unserem Pilgerpass ist der längliche, auf dem Kopf stehende in der zweiten Zeile. (Den ersten oben links haben wir durch das Bestellen des Passes bekommen)
In La Châtre hatten wir keinen bekommen, da bei unserer Ankunft die Touristen Info (wo man die offiziellen Stempel bekommt) schon zu hatte. Wie wir dennoch den Stempel bekommen haben ? Lest einfach weiter 😉 Ihr werdet es noch erfahren.
Sehr cool ist übrigens auch die Geschichte von dem dicken Mondstempel. Und die kommt schon bei der nächsten Etappe Neuvy-Saint-Sépulchre – Gargilesse. Also viel Spaß beim Lesen !
Am späten Nachmittag kam dann auch noch eine weitere Pilgerin an, die mit uns im 10Bett Zimmer schlafen würde. Sie war sehr nett und kam aus der Nähe von Dijon. Den Jakobsweg wollte sie in einem Rutsch bis zum Ende (Santiago de Compostela) durchlaufen. Am Abend haben Lisbeth und Caro Nudeln gekocht und ich habe die Französin zum gemeinsamen Abendessen eingeladen (worüber sie sich ganz doll gefreut hat, da an dem Sonntag Muttertag war und sie Töchter in unserem Alter hat).